P r o j e c t è

S T A Y
C L O S E
T O
A N Y T H I N G
T H A T 
M A K E S   Y O U
G L A D
Y O U
A R E
A L I V E

- H A F I Z -

s e r a p h f o t o g r a p h y ,  s i n c e  1 9 9 9 
V E R N I S S A G E


 C i r a l i 
 D a s 
 S c h i l d k r ö t e n 
P a r a d i e s

 

Project, start 2012


 Ç i r a l ı – Das S c h i l d k r ö t e n Paradies
( C A S S I O P A Y A   P R O J E C T , 2012 )


Für die Schildkröten mit dem eingängigen Namen Caretta caretta lag am Strand von Çiralı schon immer der Sand, in dem sie ihre vielen Eier vergruben, die dann unter der buchstäblich brütenden Sonne liegen – seit einigen Jahren mit schützenden Käfigen markiert – bis nach 60 bis 90 Tagen kieselsteingroße Schildkröten schlüpfen, die so hektisch wie die Kraft reicht, alleine aufs Meer zu krabbeln, mal dort scheiternd, wo sich aus ihrer Perspektive eine sandige Steilwand türmt, bei deren Besteigen sie sich bald auf den Rücken wiederfinden, mal in ein Loch aus Kieselsteinen fallend und schließlich dort zurückgeworfen werdend, wo eine auslaufende Welle sie einen halben oder ganzen Meter weit zurücktreibt.

Aber irgendwann ist es doch geschafft und erstaunlich schnell geht es dann hinaus ins Mittelmeer, wo sie Tausende von Kilometern zurücklegen, bevor sie dann, sofern sie Weibchen sind, wieder an den Strand ihrer Geburt zurückkehren, wenn sie zu den wenigen Exemplaren gehören, die nicht gefressen werden, nicht am Plastikmüll im Meer verenden oder, durch Licht aus Strandbauten vom Meer weggelockt, in der Hitze vertrocknen.

Diese ersten Minuten lang sind sie meist gut bewacht. Drei bis fünf Dutzend Touristen stehen oft um sie herum, sind entzückt und bringen große Kameraobjektive oder flache Fotohandys in Position.

Auch dies ist zur Gewohnheit geworden hier mitten im seit zwei Jahrzehnten bestehenden Nationalpark Olympos Beydağları: dass dort ein Hotel liegt mit intensiv grünem dichten Rasen und einem üppig formatierten Swimmingpool, einem Hotel in dem die Zimmer auch für Einzelpersonen 150 Euro die Nacht kosten und sich an der Rezeption eine Empfangsdame findet, die lieber Russisch oder Englisch spricht als Türkisch.

Und Zeichen für Gewohntes und Beständiges sind auch die Moschee und die Grundschule.

Das alles lebte mit den etwa 100 Pensionen und Hotels und ihren Campingplätzen und schlichten oder etwas großzügiger gebauten Unterkünften friedlich zusammen, verbunden durch eine Gemeinsamkeit: eigentlich ist vieles davon nicht nur mehr oder weniger sondern ziemlich bis total illegal.

Ein Aufschrei ging  durch das
Dorf, das ruhig ist, auch am Abend, wenn sich Strandrestaurants und Bars in Marmaris oder Antalya in Diskotheken verwandeln. Was war geschehen?

Geht man zum Nordende des Dorfes, sieht man einen Fußballplatz mit dörflicher Minimalausstattung: zwei etwas schiefe metallene Torrahmen am Fuß und Kopf eines halbwegs ebenen Geländes. Hier trifft sich die Dorfjugend zum Bolzen und wenn es ein Spiel gibt gegen eine auswärtige Mannschaft, dann ist das kein Ligaspiel mit dem Kampf um Aufstieg oder Abstieg sondern eines, das seine Dramatik lediglich aus dörflicher Rivalität gewinnt.

Und mit diesem Platz begann der Kampf. Zuerst ging er an den Drittligisten Ormanspor aus Antalya als Trainingsgelände. Bald danach an den Hotelbesitzer mit dem großen Swimmingpool. Nicht nur der Platz sondern auch das Gelände darum herum. Insgesamt etwa 20.000 Quadratkilometer sagen die Dorfbewohner, gepachtet für lächerliche 25.000 Euro für Jahre. Und dass ein solches Gelände sich rasch von einem Refugium für Schildkröten in eine normale Badebucht vewandeln kann, sieht man am südlichen Ende des Dorfes. Vor den Strandrestaurant gibt es eine Zufahrt auf dem fest gefahrenen Sand und davor vier Reihen mit Strandliegen und Sonnenschirmen. Für Caretta caretta ist da kein Platz mehr.

Ein Trainingsgelände braucht Kabinen, braucht Bewirtung und Parkplätze. Und dass hier noch mehr geplant war, bewiesen den Dörflern die Löcher, die für Strommasten ausgehoben wurden ebenso, wie die Rollen von Zaundraht, die herangekarrt wurden. Der Hotelbesitzer war sich seiner Sache sicher. Schließlich hatte er die Genehmigung des Waldministeriums in Ankara, der regionalen Waldbehörde und auch die örtliche Gendarmerie hatte ihm eine Bescheinigung ausgestellt, dass alles legal war. Dabei, wie gesagt, befinden wir uns in einem N a t i o n a l p a r k . Wie man zu solchen Genehmigungen kommt, glauben die Dörfler zu wissen:torpil sagen sie, was so viel bedeutet wie Vitamin B. Es gibt aber auch weniger freundliche Vermutungen.

Der Hotelbesitzer staunte nicht schlecht, als sich die Bewohner von Çiralı wehrten, Masten abrissen, Zäune entfernten und Bäuerinnen mit Kopftuch die Straße blockierten. Als die Bewohner Briefe verschickten, die Presse informierten und Resolutionen verfassten. Auf einer türkischen Facebookseite findet sich mehr dazu. Der Kampf um Çiralı erlangte nationale Aufmerksamkeit.

Und schließlich gab die Waldbehörde nach. Die Genehmigungen zum Bau der Anlage und damit zur Vernichtung des wichtigen Schutzgebietes für Caretta caretta und zur Zerstörung eines Teils dieses ökotouristischen Paradieses wurden widerrufen.

Ein Sieg des Dorfes. Und ein Sieg der Vernunft gegen die weitere Betonisierung oder zumindest die Kommerzialisierung der fast vier Kilometer langen Bucht, von der ein großer Teil ohnehin bereits nichts mehr von dem hat, was einen Nationalpark ausmacht.

Aber Anfang Mai kamen die Bagger. Und sie kamen unter starkem Schutz der Gendarmerie und Polizei. (Videoaufnahmen vom Aufruhr ın Çiralı)/Protest mit Yoga und weıtere Vıdeos) Vier Pensionsgebäude wurden ab- oder eingerissen, jedenfalls unbewohnbar gemacht. Dann zogen die Bagger wieder ab. Schön sehen die verbliebenen Ruinen die jetzt zwischen den Zitronen- und Feigenbäumen, zwischen Granatäpfeln und Aprikosen stehen, nicht aus. Und die befremdliche Aktion sieht nach Rache aus: „Ihr habt die neue Anlage verhindert und beruft euch auf Naturschutz. Dann machen wir damit jetzt mal Ernst!“

Natürlich gibt es für Außenstehende den verständlichen Reflex: Wer schwarz baut, muss eben mit Abbruch rechnen. Und dann müssen halt 100 Pensionen und Restaurants dran glauben und – bedauerlich, natürlich! – etwa 1000 Leute ihren Arbeitsplatz im naturnahen Tourismus verlieren.

Aber wer die Dinge so sieht, verkennt die Vorgeschichte. Einst siedelten sich hier einige Familien an, bepflanzten die Felder und bauten sich Häuslein. Irgendwann wurden diese Siedlungen legalisiert. „B2“ ist der Begriff für das Verfahren und den Eigentumstitel, mit dem staatlicher Grund zu günstigem Preis in legalen Privatbesitz übergeht. Vor 20 Jahren aber wurde das Gebiet zm N a t u r s c h u t z g e b i e t erklärt und ging in die Hand des Waldministeriums über. Am Leben in Çiralı änderte das nichts. Es gab keine neuen Vorschriften, niemand schien sich um das Gelände zu kümmern. Und so dehnte sich Çiralı aus: in die Breite und mit den Hotelbauten allmählich auch etwas in die Höhe. Vor gut 10 Jahren wurde die Dorfstraße einige Dutzend Meter näher an den Strand gelegt. Eigentlich war das Gelände zwischen aller Dorfstraße und Strand geschützt. Aber wo sich niemand kümmert, macht sich Wildwuchs breit. Jetzt gibt es auch zwischen der neuen asphaltierten Straße und dem Meer Pensionen, Hotels, eine Beach Bar mit glücklicherweise eher dezenter Technomusik.
Und wie sollen sie auch im Bewusstsein der Illegalität ihres Betriebes leben, wenn sich wenige Schritte weiter südlich auf der anderen Straßenseite die staatliche Grundschule befindet mit eigenem Sportplatz, Spielplatz, Fahnenmast und Atatürkbüste – mitten im Nationalpark.

Sie alle und vielleicht auch die Rüya Pension mit ihrer im Dorf bekannten guten Küche oder die benachbarte Olympos Oase mit ihrem schattigen Garten und erholsam stillen Atmosphäre, müssen sind besorgt darüber, was geschieht, sobald die Saison vorbei ist und die Bagger erneut anrücken, wenn es nur wenige Touristenaugen gibt, die das Geschehen verfolgen können. Manche richten sich mit der Hoffnung ein, dass jetzt, nach der Racheaktion, wohl nichts mehr passiert. Andere rechnen mit vielen weiteren Abbrüchen und könnten manches davon sogar akzeptieren, denn weiter wachsen darf Çiralı eigentlich nicht, wenn man das Ökosystem nicht überfordern und den Schildkrötenstrand retten will, der eine sanftere Art von Urlaubern anzieht als Antalya, in dem die Bausünden wiederholt wurden, die bereits die Costa del Sol zerstört hatten.


Aber die Angst ist, dass das große Aufräumen am Strand, zumal wenn es sich in dieser brutal-chaotischen Form vollzieht, von der die halb abgerissenen Bauten Zeugnis ablegen, in anderes Ziel hat. Die jetzige Form von überwiegend ruhigem und familiärem Pensionsbetrieb letztlich zu zerstören und Platz zu schaffen für zwei große Hotelbauten, betrieben von einer Firma, die derlei Anlagen bereits anderswo betreibt.

Das wäre das Ende von Çiralı. Und wieder einmal mehr wäre ein schönes Stück unserer Welt dem Massentourismus geopfert. Wenn sich die rückläufige Tendenz fortsetzt, die sich in diesem Sommer bereits in Antalya zeigte, finden sich womöglich bald am Strand von Çiralı keine Schildkrötennester mehr sondern zwei Bauruinen.

Die deutschen Touristen, die Çiralı kennen, können wohl wenig tun, um Çiralı zu retten. Von Greenpeace ist hierzu noch nichts zu hören und der WWF, so klagt man in Çiralı, habe die Verträge für die Menschen, die sich um Caretta caretta kümmern, nicht verlängert. Man suche nach einem neuen Partner soll man beim WWF gesagt haben.

Bis der gefunden ist, könnte es für Çiralı und Caretta caretta zu spät sein.

Nach langen Gesprächen mit ehemaligen Bürgermeister und Ureinwohnern vom Dorf, hat sich eine s i n n v o l l e Lösung angeboten. Weltweit (Australien, Kolumbien, Deutschland, Schweiz und vielen Ländern kommen jedes Jahr viele Ehrenamtlich helfer/unterstütusende Hände... etwas Z e i t l o s e s hat sich etabliert, den 
S c h i l d k r ö t en und den Dorfbewohnern zu liebe.............



----fortzetung folgt....... 
;-)









n a t ü r l i c h 
i n   k ü r z e,
w e i t e r e s
   a u s f ü h r l i c h e s   
j e    
P r o j e c t e 
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